Meine Fahrradweltreise

Autor: Monika (Seite 4 von 4)

AUF WIEDERSEHEN ÖSTERREICH, CIAO ITALIA

Wenn man beschließt, im Jänner von Österreich nach Italien zu fahren, so muss man mit Schnee, Eis und Kälte rechnen. Wobei es natürlich einen Riesenunterschied macht, ob man mit Bahn, Auto oder Fahrrad unterwegs ist. Ich weiss jetzt, wie es sich anfühlt, wenn man das mit dem Rad durchzieht. 

Vor 3 Tagen bin ich (noch sehr gemütlich) mit Öffis nach Klagenfurt, das sich winterlich mit ca. 15cm Neuschnee  präsentierte, angereist und hatte dann am 7.1. meinen ersten Radfahrtag mit Ziel Villach. Der erste Teil dieser Etappe führte mich am Nordufer des Wörthersees nach Velden und das klappte wunderbar – der Radweg R4 war vollständig geräumt und ich war innerhalb kurzer Zeit  in Velden. Weiter ging es dann auf Nebenstraßen, um zum Drauradweg zu gelangen, aber bereits die Zufahrt zum Radweg war nicht möglich, weil mindestens 50cm Schnee lagen. Einheimische Spaziergänger haben mir geraten, auf der (geräumten)  Bundesstraße zur nahe gelegenen Draubrücke zu fahren und dort zu schauen, ob man zum Drauweg runterfahren kann. Also auf zur Brücke und dort der Hinweis: kein Winterdienst am Drauradweg.

Also Plan B: Bundesstraße. Und die war zum Glück wenig befahren, sodass ich die letzten 8km nach Villach ohne Probleme zurücklegen konnte. Villach war tief verschneit und die Radwege in der Stadt waren teilweise vereist, sodass ich mich fragte, wie ich die für den nächsten Tag geplante Tour nach Tarvis, das ein paar Hundert Meter höher liegt, schaffen soll.

Und wieder Plan B: es gibt einen Zug von Villach nach Udine und den hab ich dann am 8.1. genommen und bin bis Pontebba gefahren – in der Hoffnung, dass dort nicht mehr so viel Schnee liegt und ich dann den Alpe-Adria Radweg durch das Kanaltal befahren kann. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt – ich bin durch das Kanaltal auf der Bundesstraße (und auch die war glücklicherweise sehr wenig befahren) bis Tolmezzo geradelt. Entgegenkommende Autofahrer haben mich immer wieder angehupt und mir zugewunken –  ich habe es als Aufmunterung („halt durch in der Kälte“) aufgefasst – vielleicht wollten sie aber auch ganz was anderes ausdrücken („bist wahnsinnig?“)

Und heute, 9.1. fuhr ich dann von Tolmezzo (ist übrigens ein entzückendes Städtchen mit netten kleinen Läden und umgeben von Bergen) zuerst nach Gemona (hier ist Schnee kein Thema mehr) und dort dann ENDLICH auf den Alpe Adria Radweg FVG1 weiter nach Udine, wo ich jetzt im warmen Hotel sitze.

Fazit nach diesen 3 Radtagen: ohne meine Skiunterwäsche wäre ich wahrscheinlich erfroren! Es war wirklich arschkalt und dabei hatte ich noch Glück, weil es absolut windstill und die meiste Zeit sonnig war – ein richtiges winterwonderland. Und der Rückspiegel am Fahrrad hat ebenfalls sehr gute Dienste geleistet – bei den Fahrten auf der Bundesstraße empfinde ich es als angenehm, zu sehen, ob sich ein Fahrzeug von hinten nähert – ohne dass ich mich ständig umdrehen muss.

Und wieviele km hab ich in den 3 Tagen mit dem Rad zurückgelegt?

Tag 1: 52km 380m bergauf, 320m bergab

Tag 2: 43km 240m bergauf, 500m bergab

Tag 3: 69km 380m bergauf, 590m bergab

So, und morgen gehts dann weiter nach Grado und in 2 Tagen bin ich bereits in Triest (dort soll’s 10 Grad haben – hurra!)

Noch zu den Temperaturen: ich bin in Kontakt mit Brigitte, einer Schweizer Radlerin, die seit November in Südafrika/Namibia mit dem Rad unterwegs ist und sie hat gejammert, weil sie momentan bei der ärgsten Hitze (45 Grad) fährt. Ideal wäre halt der Mittelwert zwischen der Temperatur, die ich hier in den Bergen hatte (- 10 Grad) und den 45 Grad aus dem südlichen Afrika.  Ca. 20 Grad – das wär super, aber das Leben ist kein Wunschkonzert.

Kurz vor Villach musste ich die Wegweiser erst vom Schnee befreien
Da gehts lang
Drau
Auf dem Weg nach Villach
Im Kanaltal bei Pontebba
Kanaltal
Taglamiento
Diesen Espresso hab ich mir verdient!
So, endlich am Alpe-Adria Radweg! Jetzt wird‘s gemütlich
Am Weg nach Udine geht‘s durch viele kleine Orte

Letzte Vorbereitungen

Viele Leute fragen, wie ich mich für die Fahrradweltreise vorbereite.  Neben körperlicher und mentaler Fitness benötigt man ein robustes Trekkingrad (kein E-Bike). Ich habe mir vor ein paar Monaten ein KTM Life Style, aufgemotzt mit einer Parallelogramm Sattelstütze und diversen anderen gadgets, die das Reisen am Rad bequemer machen, zugelegt. Außerdem habe ich mir Werkzeug und Ersatzteile, die unterwegs eventuell schwer zu bekommen sind, von meinem Händler zusammenstellen lassen.

Sehr zu empfehlen ist auch ein Fahrradreparatur-Workshop – hier lernt man die Basics, sodaß man in der Lage ist, kleine Reparaturen selbst durchzuführen. Ich habe vor 2 Monaten so einen 1-tägigen Workshop besucht und heute zum Üben die Laufräder aus- und wieder eingebaut und dann eine 20km Runde gedreht und alles hat gepasst. Ohne Workshop hätte ich das wahrscheinlich nicht so schnell zusammengebracht.

Packtaschen: robust und wasserdicht müssen sie sein. Neben den großen deutschen Anbietern Ortlieb und  Vaude gibt es ein kleines Startup: Valkental und die bieten eine 24l Hinterradtasche (Valk Pro 3in1) an, die man mit ein paar Handgriffen in einen Rucksack verwandeln bzw. auch als Umhängetasche verwenden kann. Das ist genau das, was ich brauche. Ich habe jetzt 2 Hinterradtaschen zu je 24l (1x Valk Pro und 1x Vaude) und eine Lenkertasche mit 11l (Ortlieb Handlebar Pack QR) . Mit fast 60l sollte ich ganz gut zurecht kommen (schlimmstenfalls muss ich halt das Kleine Schwarze und die High Heels zu Hause lassen).

Damit zur Frage, die mir am häufigsten gestellt wird: was nimmst du auf die Reise mit? So wenig wie möglich. Sportkleidung (für Winter und Sommer)  für ca. 10 Tage, Bergschuhe, weil ich zwischendurch das Rad stehenlasse und Berge besteigen werde, Flip-Flops für den Strand. Außerdem Handy, Tablet, Power Bank – ich habe am Fahrrad ein USB Werk, das mit dem Nabendynamo verbunden ist, sodass ich diese Geräte während der Fahrt aufladen kann. Bankomat- und Kreditkarte.

Das wichtigste für dieses Unternehmen sind aber Offenheit, Neugier, Mut, Gelassenheit, Abenteuerlust, Zuversicht und die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen. Und ganz wichtig: die Bereitschaft, auf Luxus zu verzichten – obwohl Luxus bei so einem Vorhaben eine andere Bedeutung bekommt. Für uns in der westlichen Welt ganz banale und selbstverständliche Dinge wie z.B. eine warme Dusche werden bei einer Abenteuerreise gleich einmal zu purem Luxus.

Also raus aus der Komfortzone und rein ins Abenteuer!

Der Fahrradmeister macht mein Rad fertig
Die beiden Hinterradtaschen sind gepackt - total 14kg