Unsere Zeit in Frankreich neigt sich dem Ende zu. Ein bisschen wehmütig schauen wir zurück auf 4 Radlerwochen in einem tollen Radlerland. Vorbildliche, gut ausgeschilderte Radwege abseits des Straßenverkehrs haben uns durch eine vielfältige und sehenswerte Landschaft geführt.
Es ging entlang der Kanäle, über kurze historische oder lange Hochseebrücken, kreuz und quer durch Schilfwiesen und Salzsümpfe, mitten durch die Großstadt, über Wiesen und Felder, durch verschlafene Dörfer und winzige Kaffe, vorbei an Sonntags- und Trödelmärkten, an Leuchttürmen und Windmühlen, durch menschenleere Gegenden, entlang des Meeres, vorbei an Watt, Strand und Steilküste, durch langweilige, seelenlose Touristenorte, aber auch durch gemütliche Stranddörfer und Nadelwälder.
Wir haben uns gelabt an Früchten, die wir am Wegesrand gefunden haben: im Loiretal waren es die saftigen Trauben, dann Schlehen, Äpfel und die bunt-süßen Früchte der Erdbeerbäume (lt. Google genießbar), die wir auf der Fahrt durch die kilometerlangen Pinienwälder am Atlantik entdeckt haben. Zu viel dieser Erdbeeren soll man allerdings nicht naschen, sonst geht es einem so wie Dieter, der gleich nach der Ankunft im Quartier im WC verschwunden ist und erst nach einer langen Sitzung begleitet von allerwildesten Geräuschen wieder unter den Lebenden weilte.
Wir haben Austern und gebratene Entenherzen (nur mit Meersalz und etwas Pfeffer aus der Mühle gewürzt) probiert, dazu einen feinen Cremant geschlabbert und uns Eclairs, Tarte au Citron und Pavlova gegönnt (und haben für den nächsten Tag gleich 15 Extrakilometer geplant).
Übernachtet haben wir in einfachen Hotels, liebevoll gestalteten Chambre d‘Hotes (einmal gab‘s sogar Whirlpool und Sauna für unsere müden Knochen), Apartements, lässigen Surfcamps aber auch in Schlössern und einer Mühle.
Neben Orleans und Angers, hat mir La Rochelle extrem gut gefallen. Ungeschminkt, nicht herausgeputzt oder extravagant – historische und moderne Bauten stehen harmonisch nebeneinander mit regem Treiben auf dem Sonntagsmarkt am Hafen. Und so gut wie keine Touristen!
Und als letzte Station unserer Frankreich-Tour sind wir an einem Ort gelandet, von dem wir bis jetzt noch gar nix gehört hatten: Saint-Jean-de-Luz – nicht all zu weit vom mondänen Biarritz entfernt. Was für eine tolle Hafenstadt mit sehenswerter Architektur und vielen kleinen Läden im französischen Baskenland! Es sind nur noch 13km bis zur spanischen Grenze und die Pyrenäen lugen bereits ums Eck. Nachdem wir in den letzten 7 Tagen keinen Rasttag hatten, gönnen wir uns 2 freie Tage. Auch der starke Wind, der momentan vom Süden bläst, ist ein Argument. Außerdem müssen wir uns für die bevorstehenden Bergetappen (uns erwarten in den nächsten Wochen zwischen 700 und 1100 Höhenmeter/Tag – in Frankreich waren es selten mehr als 300 Höhenmeter) wappnen.
Wäsche waschen, Räder putzen, einfach durch die Stadt bummeln – Dinge, für die an normalen Radlertagen, die von Anfang bis Ende durchgetaktet sind (und für die man am Abend zumeist zu müde ist) fast keine Zeit bleibt.
Wir sind in den vergangenen 4 Wochen mehr als 1500km geradelt, zumeist bei Traumwetter – nachmittags gab es oft noch spätsommerliche 25 Grad, sodass wir ab und zu auch noch in den Atlantik gehüpft sind.
Und die Kosten? Wir sind zu zweit mit € 100,00/Tag gut durchgekommen – wobei wir fast immer selbst gekocht haben (falls es eine Küche gab). Die Unterkünfte waren von einfach bis wirklich extravagant – die schlechteste war in Mont Saint Michel – die hohe Zahl an Touristen in der Gegend spiegelt sich im extrem schlechten Preis-Leistungs-Verhältnis wider.
Und jetzt freuen wir uns auf Spanien, obwohl wir wissen, dass uns knackige Anstiege erwarten – das Genussradeln, wie wir es hier in Frankreich hatten, ist jetzt für längere Zeit vorbei.

Die süß-saftigen Früchte des Erdbeerbaumes (aber nicht zu viel davon naschen!!!)

Ein spontanes Picknick neben dem Radweg mit Insa und Markus aus Düsseldorf – die beiden Lehrer haben Herbstferien und sind ebenfalls mit ihren Rädern am Eurovelo 1 unterwegs

In Rochefort gehts mit einer Schwebefähre über die Charente

Fischverkäufer am Sonntagsmarkt von La Rochelle

La Rochelle

Sonntagsmarkt in La Rochelle

Genussradeln am bunten Radweg



unsere Unterkunft im coolen Surferhostel


das Abendessen wird vorbereitet – es gibt Putencurry mit Reis

Biarritz

Saint-Jean-de-Luz (Häuser im typischen Basken-Stil)

Heute probieren wir Coeurs de Canard (gebratene Entenherzen)

Kirche in Saint-Jean-de-Luz (1660 hat Ludwig XIV hier Maria Teresa, eine Habsburgerin, geheiratet)

ein Plausch mit einer netten Bewohnerin von Saint-Jean-de-Luz

Heute ist Waschtag

Saint-Jean-de-Luz

