Am 18. Jänner habe ich Venedig Richtung Süden verlassen. Zuerst den Lido entlang, dann die Fähre nach Pellestrina – diese Insel dann vom Norden nach Süden geradelt und von dort die 2. Fähre nach Chioggia. Bis dahin war es sehr angenehm – fast kein Verkehr, Pellestrina wirkt sehr verschlafen und das Wetter hat auch mitgespielt (Sonne, kein Wind).
Da mein Ziel für diesen Tag Porto Tolle im Po-Delta war, hatte ich noch einige km vor mir. Ich versuche zwar immer, Radwege und Nebenstraßen zu nehmen – dies ist aber nicht immer möglich und so habe ich an diesem Tag Bekanntschaft mit dem Schwerverkehr auf der Via Romea gemacht. Es war echt ein Wahnsinn – teilweise sind 10 – 15 fette Brummer im Konvoi an mir vorbeigedonnert. Dann war kurz Ruhe bevor ich im Rückspiegel die nächsten LKW‘s anrollen sah.
Zum Glück war der Pannenstreifen relativ breit, sodass ich mich dort halbwegs sicher fühlte – leider gab es aber auch Abschnitte ohne Pannenstreifen und dann mussten die Fahrzeuge wirklich ausweichen (bei starkem Gegenverkehr), um überholen zu können. Na da hab ich mit den Ohren geschlackert und war froh, als ich die Bundesstraße endlich verlassen konnte. Die restliche Fahrt war wieder sehr angenehm auf einem Radweg direkt am Fluß.
Die nächsten 2 Tage verbrachte ich im Po-Delta, wo ich die verschiedenen Kanäle entlanggefahren bin – das war sehr entspannt. Auch dort habe ich sehr viele Nutrias gesehen – neben Wildenten, Gänsen, Reihern und Möwen die Tiere, die man im Winter am häufigsten sieht. Die rosa Flamingos, die in dieser Gegend auch häufig vorkommen, sind um diese Jahreszeit noch in wärmeren Gefilden.
Ich wollte dann eigentlich direkt weiter nach Ravenna – meine Gastwirtin in Pomposa (Abtei und interessante Holzskulpturen von Enrico Menegatti) hat mir dann aber von einem tollen Radweg nach Ferrara vorgeschwärmt und als ich dann noch rausfand, dass Ferrara DIE Fahrradstadt Italiens ist, habe ich beschlossen, einen Abstecher in diese Stadt zu machen. Und ich wurde nicht enttäuscht – im Gegenteil: Ferrara ist eine wirklich sympathische, sehr schöne Renaissancestadt mit einer der ältesten Universitäten. In die Altstadt, die von einer mittelalterlichen Stadtmauer umgeben ist, darf man nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Und es sind wirklich sehr viele Radfahrer (trotz Morgentemperaturen um 0 Grad) unterwegs. Es gibt eine Statistik, die besagt, dass 90% der Einwohner von Ferrara mit dem Rad fahren und jeder durchschnittlich 2,8 Fahrräder besitzt. Für eine Autofahrernation wie Italien ist das ein erstaunlicher Wert.
Was mir auf den (Rad)Wegen sonst noch aufgefallen ist: viele Wege führen auf Dämmen entlang und teilweise dürfen diese auch von Autos benützt werden. Die Böschungen neben den Dämmen mit Autoverkehr sind in manchen Abschnitten stark vermüllt (leere Plastikflaschen, leere Getränkedosen, leere Zigarettenpackungen) und hie und da auch eine ausrangierte Waschmaschine. Sehr traurig. Sobald man wieder auf Dämmen ohne Autoverkehr unterwegs ist, liegt nichts mehr herum.
Noch eine kuriose Sache: als ich an einem sehr gepflegten Feld entlang fuhr, bemerkte ich, dass ein Glas Nutella im Feld lag – ca. 10 m weiter wieder eins usw. usw…. Insgesamt habe ich 10 Gläser gezählt. Ich hab mir so meine Gedanken gemacht: vielleicht sollte das eine Markierung sein für den Bauern, damit er weiss, wo er was pflanzen soll??? Aber warum mit Nutella-Gläsern? Oder gehört das Feld zu den Ländereien von Giovanni Ferrero, dem reichsten Italiener und Besitzer des Lebensmittelkonzerns Ferrero (der auch Nutella produziert) und er hat verfügt, dass auf seinen Latifundien nur mit Nutella-Gläsern markiert werden darf?;-)
Das sind halt die Sachen, die einen so beschäftigen, wenn man den ganzen Tag mit dem Rad in der Landschaft herumradelt.
Ja, und morgen geht es wirklich weiter Richtung Ravenna und dann am Meer entlang in den Süden.

















