Vergangenen Freitag, den 13.5. habe ich mich am Nachmittag zum Hafen in Burgas aufgemacht. Ich habe zwar einen Platz auf der Fähre nach Batumi reserviert gehabt, Bezahlung (nur cash) und Abholung des Tickets bzw. des Boarding Passes mussten in einem Büro am Hafengelände erledigt werden. Das war schnell geschafft – 190,00 EUR für mich und 20,00 EUR für das Rad – inkludiert war ein Bett in einer 4-er Kabine und Vollpension für die nächsten 2 Tage bzw. 3 Nächte. Der Mann am Ticketschalter hat mich noch einmal extra darauf hingewiesen, dass ich meine Kabine mit 3 anderen Personen teilen muss „It‘s like a Hostel“. Dann ging es weiter Richtung Fähre – bei einem Container wurden noch Pass und Boarding Pass kontrolliert und dann konnte ich das Rad die Rampe raufschieben.
Ich war extrem gespannt, was da auf mich zukommt. In einigen Blogs habe ich von wilden Wodka-Saufgelagen der Fernfahrer, die hauptsächlich auf dieser Fähre unterwegs sind, gelesen. Die Rezeptionistin hat mir die Kabine No. 307 zugewiesen mit dem Hinweis, dass ich diese höchstwahrscheinlich mit 3 Fernfahrern teilen müsse. „Okay, I can handle that“ hab ich geantwortet und dann aber noch hinzugefügt, dass – sollte noch eine andere Frau einchecken – sie diese gerne bei mir in der Kabine unterbringen kann. Sie hat gesagt, sie wird schauen, was sich machen lässt.
Ich habe dann die kleine, ziemlich enge Kabine (2 Stockbetten, 1 kleiner Tisch + Badezimmer) bezogen und gleich mein Bett rechts unten mit meinen Sachen belegt. Dann hat sich lange Zeit nix getan – in der Zwischenzeit ist ein fetter Brummer nach dem anderen auf die Fähre gefahren – die Räder der Fahrzeuge wurden noch mit im Boden verankerten Ketten fixiert. Von meinem Deck aus (das ich erst wieder beim Auschecken verlassen darf) liess sich das Herummanövrieren und zentimetergenaue Einparken der 40-Tonner auf den unteren Decks fasziniert verfolgen.
Dann gab es Abendessen – man musste sich bei der Essensausgabe anstellen und hat 1 Teller mit Huhn, Reis und Salat + 1 Apfel bekommen (Sonderwünsche bezüglich Essen konnte man nicht deponieren). Wasser und Fruchtsäfte gab es zur freien Entnahme. Als ich mich anstellte, standen ca. 7 Fernfahrer vor mir und siehe da, alle haben einen Schritt auf die Seite gemacht und mir signalisiert, dass ich – nach dem Motto „Ladies First“ – vor gehen soll. Na, da hab ich geschaut! Dass diese hartgesottenen, kaukasischen Typen so galant sein können. Nach dem Essen bin ich in die Kabine, um zu checken, ob schon jemand anderer eingezogen ist. Nix – vielleicht kommt ja niemand mehr? Aber die Beladung der Fähre war noch längst nicht abgeschlossen – das Schiff wird wahrscheinlich erst gegen Mitternacht ablegen.
Um 21:00 Uhr – ich hatte die Kabine noch immer für mich allein – bin ich ins Bad zum Zähneputzen und Fertigmachen für die Nacht und dann höre ich, wie die Kabinentür geöffnet wird. Ich schau raus aus dem Badezimmer und wer steht da? Manoi aus Hongkong und Julien aus Grenoble, die beiden Rucksacktouristen, die ich im Bus von Belgrad nach Sofia kennengelernt hatte. Was haben wir uns gefreut! Und viel gelacht. „We did not know, that you are a truck driver“ haben sie augenzwinkernd gemeint (auch ihnen wurde gesagt, dass sie die Kabine mit Fernfahrern teilen müssen). Ein Bett war noch frei – es konnte also durchaus sein, dass doch noch ein Fernfahrer kommt. Der 4. im Bunde war dann aber ein Physiker – Oliver aus der Nähe von München, der mit seinem zum Wohnmobil umgebauten Pick Up die nächsten 3 Monate in Georgien unterwegs sein wird und sein Sabbatical geniesst.
Damit waren wir vollzählig und wir 4 waren auch die einzigen Touristen an Board. Neben der überwiegenden Mehrheit an Fernfahrern (schätzungsweise 70), waren auch ukrainische Flüchtlinge auf der Fähre. 2 Frauen aus Irpin (sie haben mir erzählt, dass die Stadt zu 75% zerbombt ist) wollen nach Batumi, weil dort der Gatte der einen Ukrainerin arbeitet. Ausserdem noch eine Mutter mit ihren 12-jährigen Zwillingen und einem süßen Schoßhündchen. Sie kommen aus Odessa und waren die letzten 2 Monate in Chisinau/Moldawien und reisen jetzt weiter zur in Georgien lebenden Schwester der Frau. Bei den Kindern hatte ich das Gefühl, dass sie das Ganze als aufregende Urlaubsreise betrachten – eh gut so.
Die 1. Nacht auf der Fähre habe ich sehr schlecht geschlafen – gut eingeschlafen bin ich erst irgendwann am Morgen, sodass ich fast das Frühstück verschlafen hätte. Es gab nämlich fixe Essenszeiten: Frühstück von 08:00 – 09:00, Mittagessen von 12:00 – 13:00 und Abendessen von 18:00 – 19:00. Wer zu spät kommt, hat Pech gehabt. Zu Mittag und am Abend gab es immer Huhn (in verschiedensten Ausführungen) mit Beilage und Salat – immer sehr lecker zubereitet und als Dessert immer 1 Stück Obst.
Das Meer war total ruhig – man hat kaum gemerkt, dass man auf einem Schiff ist – auch das Motorengeräusch war kaum wahrnehmbar. Fernfahrer haben uns dann aber erzählt, dass sie schon bei stürmischer See über das Schwarze Meer gefahren sind und das ist dann so schlimm, dass die meisten nur in der Kabine herumliegen und schauen, dass sie die Überfahrt irgendwie überstehen.
Samstag Nachmittag – eine Gruppe Fernfahrer (lauter Georgier) steht an Deck beisammen, alle trinken Wodka und sind gut drauf: ich frage sie, ob ich sie fotografieren darf. Na klar! Also ein Foto gemacht, dafür muss ich aber einen Becher Wodka mit ihnen trinken. Und damit war das Eis gebrochen. Bei einem Becher ist es natürlich nicht geblieben. Später haben sich Manoi, Julien und Oliver dazugesellt. Die Fernfahrer haben uns erzählt, dass sie immer 6-8 Wochen in Westeuropa unterwegs sind, bevor sie dann ein paar Tage bei ihren Familien in Georgien verbringen. In diesen 6-8 Wochen leben sie in den LKW‘s, sie verbringen die Wochenenden auf Autobahnraststätten (am Wochenende ist Fahrverbot) – sie kochen sich etwas auf ihren mitgebrachten Kochern (immer essen gehen in Westeuropa könnten sie sich nicht leisten). Was ist das für ein Leben?!!! Sie verdienen zwar ganz gut für georgische Verhältnisse, aber wenn die in Pension gehen, sind sie ein Wrack. Wirbelsäule kaputt – die meisten sind sehr starke Raucher – ich kann mir vorstellen, welche Lebenserwartung sie haben. Sie erzählen auch, dass bereits einige ihrer Trucker-Freunde bei Verkehrsunfällen in Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit ums Leben gekommen sind.
Aber auf der Fähre ist das Zusammentreffen für alle immer eine große Freude und daher wird das mit Unmengen an Wodka und Bier gefeiert. Und jedes mal muss ein Toast ausgesprochen werden: einmal auf die Freundschaft, einmal auf die Vergangenheit, einmal auf die Zukunft, 5x auf den Frieden, 5x auf die Ukraine, mindestens 10x auf den Patriarchen der georgisch orthodoxen Kirche (die Georgier sind sehr gläubig). Ukraine ist ein Riesenthema, alle hassen Putin und ein bisschen kann man die Angst raushören, dass sie die nächsten sein könnten, sollte Putin‘s Appetit nicht gestillt sein.
Ganz und gar nicht verstehen können sie, warum ich als Frau mit dem Rad um die Welt fahre. Das packen sie überhaupt nicht. Ich sollte doch zu Haus bei Mann und Kindern sein! Sie wollen mich auch gleich mit einem der Fahrer verkuppeln – der Betreffende hatte auch gar nix dagegen – nur ich war nicht so begeistert.
Julien hat aus Bulgarien ein paar Flaschen Wein mitgebracht – der wird jetzt auch noch vernichtet. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich je so viel getrunken habe. Das Komische war: es hat mir nix ausgemacht. Normalerweise spüre ich den Alkohol nach 2 Gläsern Wein – diesmal habe ich Unmengen an Wodka und dann auch noch Wein getrunken. Ich war vollkommen klar. Dann noch Bruderschaft Trinken – jedesmal einen Becher voll Wodka ex und dann noch 3 Schmatze auf die Wange. Und eine Zigarette! Ich – als Nichtraucherin!
Dafür habe ich wunderbar geschlafen. Dann der nächste Morgen: mir geht es bestens. Kein Kater. Als ich aufstehe, sind Manoi und Oliver schon beim Frühstück – Julien liegt noch im Bett. Im Speisesaal frage ich die beiden, wie es ihnen geht nach diesem Saufgelage. Manoi meint, dass es ganz okay ist – sie hat nicht so viel getrunken. Oliver hat schon 2 Aspirin geschluckt und trinkt grad seinen 2. Kaffee: jetzt geht es so halbwegs. Julien hat es arg erwischt – er hat Bier, Wein und Wodka durcheinander getrunken und liegt mit schlimmen Kopf- und Magenschmerzen in der abgedunkelten Kabine. Bis Mittag hat er sich aber so halbwegs erholt.
Oliver erzählt, dass die Fernfahrer, die mit uns gesoffen haben und die sich zum Schluss kaum noch auf den Beinen halten konnten, alle um Punkt 08:00 beim Frühstück waren. Mittlerweile haben sie sich aber wieder in ihre Kabinen zurückgezogen – das strahlende Sonnenlicht an Deck dürfte doch noch zu viel für sie sein.
Sonntag wurde nicht mehr getrunken, denn am Montag hieß es: sehr früh aufstehen. Frühstück war um 04:00, um 04:30 haben wir die Pässe ausgehändigt bekommen (die wurden beim Check-in einbehalten). Die Fähre lag bereits im Hafen von Batumi und Mitarbeiter der georgischen Einreisebehörden kamen an Board, sodass die Einreiseformalitäten sehr rasch erledigt waren.
Dann hieß es Abschied nehmen – aber wir bleiben in Kontakt.
Das 1. in einem neuen Land ist immer: SIM Card kaufen. Also bin ich um ca. 06:00 ins Zentrum von Batumi (2. größte Stadt Georgiens) gefahren – dort war noch alles verschlafen. Ich hab ewig lang nach einem geöffneten Kaffeehaus gesucht – endlich ein türkisches Lokal entdeckt, das schon offen hatte. Die hatten glücklicherweise auch WLAN (die Geschäfte, in welchen man SIM Karten kaufen konnten, öffneten erst um 10:00), sodass ich meine 1. Tagesetappe für Georgien planen konnte. Und nachdem es auf der Fähre kein WLAN gab, auch Mails, Nachrichten, Wetter, Hotel für die kommende Nacht checken. Um 10:00 habe ich noch schnell die SIM Card gekauft, beim Bankomaten 150 Lari behoben (hier kann man auswählen, ob man sich Lari oder USD auszahlen lässt) und dann ging es raus aus der Stadt Richtung Norden. Zuerst viel Verkehr, keine Radwege, nicht sehr angenehm zu fahren, dann kommt noch ein Tunnel. Keine Angabe, wie lang er ist. Aber dafür ist er gut beleuchtet und schön breit. Und es gibt eine Art Gehsteig, auf dem ich entlang fahren kann. Also halb so schlimm.
Und dann geht es glücklicherweise auf einer nicht so stark befahrenen Nebenstraße weiter. Was mir auffällt: es gibt extrem viele Straßenhunde und sehr viele Kühe, die immer wieder auch auf der Straße herumstehen, sodass Verkehrsteilnehmer zu Ausweichmanövern gezwungen werden.
Schon bald erreiche ich mein Etappenziel und checke im Hotel am Meer ein.
Für den nächsten Tag plane ich eine längere Strecke: 85 km und 950 Höhenmeter ins Landesinnere. Es ist sonnig und es geht am Anfang recht flott dahin, zuerst noch Asphalt und eben, dann aber biege ich ab in einen Feldweg. Sehe viele Kühe (teilweise ist ein Hirte bei ihnen), werde bei den einsamen Gehöften von den Hunden verfolgt und fahre dann schön langsam rauf in die Berge (oder eher Hügel, weil ich an diesem Tag auf maximal 280 m komme). Vor den verstreut liegenden Häusern sieht man viele Schweine, die freundlich und zufrieden grunzen, wenn sie einen sehen. Ab und zu stehen ein paar Ferkel am Straßenrand, die laut quiekend auseinanderstoben, wenn man sich ihnen nähert. Aber lauter glückliche Schweine, die sich im Schlamm suhlen und mit dem Rüssel die Erde durchwühlen dürfen.
Die Straßen, die mir Komoot vorschlägt, sind auf weiten Strecken nicht asphaltiert, sondern es sind so richtige Gravel-Pisten. Extrem anstrengend zu befahren und wenn es steil bergauf geht, muss ich das Rad ja schieben. Dann wird das richtig heavy: die linke Hand am Lenker schiebt, die rechte Hand am Sattel zieht – ich hab das Gefühl, ich muss 100kg den Berg raufschieben.
Wenn ich in diesen abgelegenen Gebieten Menschen treffe, so grüße ich immer mit einem freundlichen „Hallo“. So auch bei einem Haus am Hügel, wo ein Mann im Garten steht und der ruft zurück: „Bist du Russin?“ „Oder Deutsche?“ Ich kann natürlich nicht georgisch, verstehe aber, was er meint und die Ausdrücke „russkiy“ und „nemetskiy“ verstehe ich wohl. Also lautet meine Antwort: no, Austria, Vienna. Voller Begeisterung fragt er mich, ob er mich auf einen Wodka ins Haus einladen darf. Also Wodka eher nicht (dieser Bedarf ist seit der Fährfahrt bis an mein Lebensende gedeckt), aber einen guten türkischen Kaffee – da tät ich nicht nein sagen. Also folge ich Giorgi ins Haus – neugierig zu sehen, wie die hier wohnen. Alles proper – ich nehme am Küchentisch Platz, während er das Wasser am Gasherd zum Kochen bringt. Aus dem Küchenkastl holt er ein paar Kekse, die er mir hinstellt. Außerdem schenkt er mir aus einem Krug Wasser ein. Das ist sicher Leitungswasser. „Das kannst ruhig trinken“ meint er. Und auch er schenkt sich ein Glas ein und macht einen kräftigen Schluck. „Ach, was soll’s. Ein Schluck wird mich schon nicht umbringen.“ Ein paar Stunden später schon sollte ich dies bitter bereuen.
In der Zwischenzeit war auch der Kaffee fertig – der hat ausgezeichnet geschmeckt, ausserdem habe ich alle Kekse verdrückt.
Schön langsam musste ich aber wieder weiter – ich hatte noch eine lange Strecke vor mir. Vielen Dank für den guten Kaffee und weiter gehts mit dem Rad den nächsten Anstieg bewältigen.
Ich war dann auf einer sehr schönen, asphaltierten Nebenstraße unterwegs, als ein Auto anhält und mich der Fahrer fragt, wohin ich fahre. „Samtredia“ antworte ich. Dann kannst du hier nicht fahren – du musst zurück auf die Bundesstraße und dort weiter fahren. Und warum? Er gibt mir zu verstehen (mit gekreuzten Händen), dass diese Straße hier gesperrt ist. Dann fährt er weiter. Was soll ich jetzt tun? Ich hab keinen Bock auf die stark befahrene Bundesstraße. Sowohl in Kroatien, als auch in Serbien habe ich die Erfahrung gemacht, dass gesperrte Straßen zwar nicht von Autos passiert werden können – Fußgänger und Radfahrer können diese Sperren aber meistens passieren. Ich fahr einfach weiter und tatsächlich: da ist eine eingestürzte Brücke. Das Bacherl darunter führt fast kein Wasser und es führt ein schöner Weg runter und auf der anderen Seite wieder rauf- also kein Problem, mit dem Rad durch zu fahren.
Eine sehr schräge Hundebegegnung hatte ich auch: Schon von weitem sah ich in einem Garten einen riesigen Hund, der laut zu bellen anfing, als er mich daherkommen sah. Es war aber überall Zaun – ich fühlte mich ziemlich sicher. Dann nimmt dieses Vieh einen Anlauf und springt mit einem Satz über den Zaun und war schon fast bei mir, als die Besitzerin ihn zurückpfiff. Der Hund dreht um und springt wieder mit einem Satz zurück in den Garten. Na, da hab ich geschaut!
Ein paar Stunden nachdem ich bei Giorgi zu Gast war, habe ich germerkt, dass ich total müde und auch schwach bin. Ich hatte den letzten Anstieg (200hm) auf einer schlimmen Schotterpiste vor mir – nach dem Anstieg würde es nur noch bergab bzw. eben dahingehen (noch 35km bis Samtredia, wo ich ein Hotel gebucht hatte). Zuerst wollte ich mir noch einreden, dass das warme Wetter und die herausfordernden Pisten Schuld an meinem Schwächeanfall sind. Dann ist mir heiss und kalt gleichzeitig geworden und in meinem Bauch hat’s zu rumoren begonnen. Ich hab mich dann einmal unter einen schattigen Baum gesetzt und mich maßlos über mich geärgert. Das darf jetzt nicht wahr sein! So ein Sch….!
Gerade ich hätte wissen müssen, dass ein kleiner Schluck Leitungswasser ausreicht, um einen ernsthaft krank zu machen. Vor 40 Jahren haben mich 2 Kugeln Eis, die ich an einem Eisstand in einer kleinen Stadt auf Sumatra konsumiert habe (und die ausgezeichnet geschmeckt haben) in ein Delirium katapultiert, aus dem ich erst 1 Woche später (total abgemagert) wieder rausgefunden habe.
Ärgern bringt jetzt auch nix – ich muss schauen, dass ich mir Hilfe organisiere. Das nächste Auto, das vorbeikommt, werde ich anhalten. Und schon höre ich ein Motorengeräusch – es ist eine ziemliche Rostschüssel, die daherkommt, aber groß genug, dass man das Rad irgendwie im Kofferraum unterbringen kann. Der Fahrer, ein Mann mittleren Alters, schaut mich fragend an.
„Do you speak english?“ „A little bit“ Gut, das macht’s einfacher. Ich sag ihm, dass ich krank bin und nicht weiterfahren kann und ob er mich (mitsamt Rad) in die 35km entfernte Stadt Samtredia bringen kann. Ich zahl natürlich auch. Er sagt, dass er in eine näher gelegene Stadt unterwegs ist, wo er was zu erledigen hat und in dieser Stadt gibt es auch ein Hotel. Das ist eine gute Idee – das Hotel in Samtredia kann ich noch immer stornieren. Das Rad verstaut er irgendwie im Kofferraum – die Packtaschen auf der Rückbank – also auf in die nahe gelegene Stadt. Wir kommen am Hauptplatz an – er sagt, ich soll im Auto warten – er checkt, ob ein Zimmer frei ist. 2 Minuten später ist er zurück – das Hotel ist wegen Renovierung geschlossen. Am Hauptplatz stehen auch ein paar Taxis – ich bitte ihn, die Taxler zu fragen, ob einer von ihnen bereit ist, mich und das Rad nach Samtredia zu bringen. Ein Taxler ist bereit – er muss dafür aber erst von zuhause einen Dachträger holen, das dauert ca. 5 Minuten. Kein Problem – ich gehe in der Zwischenzeit im Restaurant nebenan aufs Klo. Der Taxler kommt zurück mit Dachträger – das Rad wird darauf festgemacht, Packtaschen rein in den Kofferraum und dann gehts ab nach Samtredia. Zuerst auf einer wilden Schotterpiste, dann endlich auf die Autobahn, auf der ich einen Mann und einen ca. 6 Jahre alten Buben mit Fahrrädern fahren sah. Sehr schräg.
Endlich im Hotel – ich habe mir nur noch 1 Mineralwasser und 1 Cola im Supermarkt nebenan gekauft, das war mein Abendessen. Und dann ab ins Bett. Ich war todmüde.
Am nächsten Tag war ich zwar noch immer etwas mau, aber im Großen und Ganzen habe ich mich wieder fit gefühlt. Also hat es mich diesmal bei weitem nicht so schlimm wie vor 40 Jahren erwischt – noch einmal Glück gehabt! Ich habe sogar ein bisschen was gefrühstückt und dann beschlossen, mit dem Rad weiter nach Kutaissi zu fahren. Das sind nur 35 km und alles eben auf Asphalt.
In Kutaissi habe ich dann eine wirklich schöne, sehr ruhig und idyllisch gelegene Unterkunft bezogen und beschlossen, ein paar Tage hier zu bleiben und auszurasten. Und das tue ich jetzt.