Es hat ca. 1 Woche gedauert, bis Karl wieder fit genug war, Richtung Pamir weiterzureisen. Am „Taxi to Pamir“ Bahnhof in Duschanbe haben wir relativ einfach Kontakt zu einem Fahrer mit Toyota Land Cruiser hergestellt. Wir wählen für die 15 stündige Fahrt in das 600km entfernte Khorog die Luxusvariante, d.h. die Fahrräder kommen ins Fahrzeug (und nicht wie sonst üblich aufs Dach) und ausser uns werden keine Personen mitgenommen – normalerweise werden in einen Land Cruiser bis zu 10 Leute reingequetscht. Preis: 4.000,00 Somoni (320,00 EUR) – sehr viel Geld in Tadschikistan.

Der Fahrer rät us noch, genügend Kopien des GBAO Permits (die Sondergenehmigung für die Pamirregion) mitzunehmen – das macht es einfacher bei den vielen Checkpoints, die uns auf der Strecke erwarten. Unser Rezeptionist ist so nett und kopiert die Permits je 10 x – das sollte reichen.

Zu Mittag werden wir dann vom Hotel abgeholt, nachdem alles im sehr geräumigen und wirklich luxuriösen Fahrzeug verstaut ist, geht es raus aus dem brütend heissen Duschanbe Richtung afghanische Grenze. Die Straßen sind anfangs noch ganz gut – am Straßenrand verkaufen Bauern Trauben, Marillen, Äpfel und Tomaten. Weiter gehts dann durch Danghara, wo 2018 bei einem Terroranschlag 4 Radtouristen (1 Pärchen aus den USA, 1 Schweizer und 1 Niederländer) ums Leben kamen. Tadschikische IS Terroristen sind mit ihrem Fahrzeug in die Radlergruppe gefahren und haben anschliessend die am Boden liegenden schwerverletzten Personen mit Macheten und Äxten attackiert. Am besten gar nicht dran denken.

Es geht immer weiter rauf in die Berge und um ca. 17:00 erreichen wir den Gebirgsfluss Panj, der die natürliche Grenze zu Afghanistan bildet. Wilde, schroffe und auch etwas furchteinflössende Berge, dazwischen tost der Panj ins Tal. Unsere Strasse führt jetzt am reißenden Fluss entlang und man kann ganz gut das Leben auf der anderen Seite in Afghanistan beobachten. Einfache Dörfer (aber in Tadschikistan sind sie auch nicht viel besser), Fussball spielende Kinder am Dorfplatz, ein Mann fährt mit einem Moped die Strasse lang – am Sozius sitzt eine Frau in blauer Burka, ein paar Männer tragen am Rücken schwere Heuballen. In den Ortschaften sieht man auch die weisse Talibanflagge mit schwarzen Schriftzeichen. Und ab und zu sieht man auch die schwarz gekleideten Taliban – immer unterwegs in einem weissen Pick-up.

Unser Fahrer spricht leider kein Englisch – wenn er uns was mitteilen will, ruft er eine englischsprechende Frau an und die übersetzt dann. Um ca. 18:00 kommen wir in die Kleinstadt Kalaikhum und dort teilt er uns mit, dass wir uns im Supermarkt noch Lebensmittel kaufen sollen, weil wir frühestens um 23:00 etwas zu essen bekommen. Wir wussten bereits im Vorfeld (auch durch die Cycling East WhatsApp Gruppe), dass die Strasse von Kalaikhum Richtung Rushan Baustelle ist – Chinesen bauen dort eine neue Strasse. Diese 100km lange Strecke ist untertags gesperrt und wird erst ab 18:00 bis 07:00 für den Verkehr geöffnet.

Was war ich froh, dass wir in einem bequemen Fahrzeug mit erfahrenem Lenker saßen – die Strasse war der absolute Horror. Schotter, Sand, wildeste Buckel, total eng – auf der einen Seite war der Berg, auf der anderen Seite ging’s steil runter zum Panj. Paris – Dakar ist nix dagegen. Und es waren extrem viele voll beladene LKW‘s – viele mit Überbreite – unterwegs. Oft hab ich mir gedacht „Das geht sich nie aus“ und unser Fahrzeug hat sich ein paar mal gefährlich nah dem Abgrund genähert. Ab und zu sind LKWs auch liegen geblieben – LKW Fahrer mit Stirnlampe ausgerüstet haben in der Dunkelheit inmitten von Staub und Steinen Reifen wechseln müssen. Auf dieser Strecke habe ich auch zum 1. Mal 5 km/h -Beschränkungen gesehen – mehr hätte man da sowieso nicht fahren können. Unser Fahrer hält sich mit Energy Drinks (nicht der Rote Bulle, sondern der Gorilla verleiht hier Flügel) wach – die leeren Dosen werden einfach durch das offene Fenster entsorgt.

Nach ca. 5 Stunden, es ist mittlerweile 23:00, wird die Strasse etwas besser und es gibt auch vereinzelt wieder kleine Siedlungen. Bei einem Haus bleibt der Fahrer stehen und deutet uns dann: Kommt rein, hier gibts Abendessen. Es ist eine einfache, ärmliche Behausung. Drinnen herrscht Vollbetrieb. Im Garten unter Maulbeerbäumen stehen mehrere Tapchans, die für Zentralasien üblichen Tagesbetten, die zum Essen und Schlafen benützt werden. Eine Gruppe Reisende hat es sich darauf mit dem Essen bequem gemacht. Auch uns wird Suppe, Brot und Tee angeboten. Ich hab keinen Hunger mehr, aber Karl nimmt gerne Gemüsesuppe und Brot. Ich trinke eine Schale Chay. Die Reisenden verschwinden dann wieder – sie haben die 5 stündige Fahrt durch den Baustellenabschnitt (in die Gegenrichtung) noch vor sich.

Da sowohl der Fahrer, als auch wir ziemlich müde sind, beschließen wir, hier auf den Tapchans zu übernachten. Duschen gibt es keine, Wasser zum Händewaschen und Zähneputzen kommt aus einem Rohr – das WC findet man leicht, man muss nur dem beißenden, grauslichen Gestank folgen. Es gibt aber auch ein paar Büsche, ich entscheide mich für den zweiten von links.

Am nächsten Tag gibt es noch Frühstück, dann geht es relativ flott nach Korogh, wo wir ein Hotel für 2 Nächte gebucht haben. Korogh ist eine nette Kleinstadt mit relativ vielen Touristen und trotz (oder gerade wegen) der Nähe zu Afghanistan mit sehr vielen westlich gekleideten Bewohnerinnen – Kopftuch trägt hier sowieso niemand. Eine afghanische Botschaft gibts hier übrigens auch. In der Touristeninfo holen wir uns noch eine Liste der homestays (Privatunterkünfte) auf dem Pamir Highway, außerdem will ich vom sehr kompetent wirkenden und perfekt Englisch sprechenden Mitarbeiter wissen, ob wir das Wasser aus den Flüssen und Bächen (ohne Filter) trinken können. „Kein Problem“, meint er „das Wasser kommt direkt aus den Bergen und kann bedenkenlos getrunken werden“. Sicherheitshalber frage ich dann noch in der „Cycling East Gruppe“ nach, ob jemand Erfahrungen mit ungefiltertem Wasser am Pamir Highway hat. Ein deutscher Radler antwortet mir, dass er nur ungefiltertes Wasser aus den Bächen getrunken hat und er hatte nie Probleme. Andere raten mir davon ab, sie meinen, sie trinken ausschliesslich gefiltertes Wasser.

Im Magazin (kleiner Supermarkt) decken wir uns noch ein mit Instantnudeln und Keksen, ausserdem brauchen wir noch eine Gaskartusche. Leider gibts nur eine Butangaskartusche – bei niedrigen Temperaturen kann es sein, dass man keine Flamme zusammenkriegt – ideal wäre eine Mischung aus Butan- und Propangas; so eine Kartusche haben sie leider nicht. Also nehme ich dann doch die Butangaskartusche und hoffe, dass es nicht zu kalt sein wird, falls wir im Zelt übernachten und selber kochen müssen.

Da wir unbedingt auch den Wakhan Korridor sehen wollen, die Straßen dort aber miserabel sein sollen, beschließen wir folgendes: Wir nehmen in Khorog ein Taxi, das uns mitsamt Rädern durch den Korridor und dann weiter rauf zur M41 (Pamir Highway Nähe Alichur) bringt und erst dort beginnen wir mit dem Radeln.

Gesagt, getan: Auch hier wieder mit einem Toyota Land Cruiser gehts runter in den Süden, den Panj entlang, vorbei an Ishkashim. Dort gibt es eine Brücke (Niemandsland) rüber nach Afghanistan und bis zur Machtübernahme durch die Taliban gab es auf dieser Brücke jede Woche einen Markt, der sowohl bei Afghanen als auch bei Tadschiken und Touristen sehr beliebt war. Aber das ist leider Geschichte. Jetzt wird das ganze Areal streng bewacht.

Vorbei durch kleine Ortschaften, auf den Wiesen sieht man Kuh- und Schafherden, auf den Feldern wird alles noch von Hand gemacht (was für eine harte Arbeit!). Auf der afghanischen Seite immer wieder Blicke in Seitentäler, wo die schneebedeckten Gipfel des Hindukusch hervorlugen. Wir müssen dann auch noch über einen Pass auf ca. 4300 m Höhe – es ist saukalt. Man sieht Schaf- und Ziegenherden mit Hirten. Eine Hirtenfamilie (Vater, Mutter, ca. 15 jähriger Sohn) kommt zum Auto, als wir uns im Schritttempo über die Buckelpiste mühen. Vater und Sohn unterhalten sich mit dem Fahrer – ich zücke mein Handy und frage die Frau, ob ich ein Foto von ihnen machen darf. Die hat sich gefreut – sofort hat sie den Schal, den sie als Wind- und Sonnenschutz vor Mund und Nase hat, abgenommen und das Kopftuch zurechtgerückt. Dann ein freundliches Lächeln aufgesetzt, während die 2 Männer gar nix von der ganzen Fotosession mitbekommen, weil sie so sehr in das Gespräch mit dem Fahrer vertieft sind. Später kommt ein weiterer Hirte, der dem Fahrer ein paar Zigaretten abschnorrt – auch er lässt sich gerne fotografieren.

Unsere Entscheidung, den Wakhan Korridor mit dem Taxi zu machen war goldrichtig: die Strasse wird immer schlimmer. Teilweise extrem steile Passagen, kein Asphalt, nur Schotter und Sand, wilde Rumpelpisten. Und dann beginnt es auch noch zu regnen. Wir sehen 2 voll bepackte Radfahrer, wie sie sich abplagen – ich beneide sie nicht.

Endlich kommen wir rauf zur M41 auf 4.000m Höhe – tatsächlich asphaltiert mit ein paar Schlaglöchern, aber noch geht sie eben dahin und ist super zum Radeln. Es ist mittlerweile 18:00, die Sonne geht bald unter und wir kommen zu einem homestay. Vor dem Gebäude stehen eine ganze Menge Räder. Wir laden unsere Sachen aus dem Taxi – der Taxifahrer fährt wieder zurück nach Khorogh. Wir haben Glück: es gibt noch freie Betten. Im Vorraum stehen mindestens 10 Paar Schuhe, weiter in die Wohnküche. Links wird schon fleissig gekocht – um 19:00 gibt es Abendessen. Am langen Tisch sitzen ausschliesslich Männer, trinken Tee und unterhalten sich. „Hi, good evening!“ „Good evening“ kommt es freundlich zurück. Auf der rechten Seite gibt es ein Waschbecken mit einem kleinen Spiegel – dort kann man sich die Hände waschen und Zähne putzen. Weiter vorne steht ein Ofen – er wird beheizt mit getrocknetem Kuhdung – auf der Platte ein grosser Topf mit kochendem Wasser. Links neben dem Ofen die Tür zur Dusche: ein paar Männer am Tisch (mit Handtuch um den Hals) warten drauf, dass sie an der Reihe sind. Rechts führen 2 Türen in die Schlafräume – ich stell meine Radtaschen gleich in den 2. Raum, in welchem noch 2 Betten frei sind. Es sind ohnehin nur 3 Betten drinnen – auf einem Bett sitzt Anne aus der Schweiz und liest. Sie ist älter als ich und bereits die 2. Nacht im homestay, weil sie sich etwas auskurieren muss, ausserdem wartet sie auf ihren Freund, der am nächsten Tag mit dem Taxi nachkommen soll.

Am Tisch steht eine Schüssel mit süßen Marillen, ein Teller mit Fladenbrot und eine Schale mit Butter. Ich greife gleich zu bei den Marillen – Karl macht sich ein Butterbrot.

Um Punkt 19:00 sitzen alle am Tisch – Futter gibts! Eine Gemüsesuppe und dann Plov mit Rindfleisch. Und dann kommt man auch zum Reden: alle sind mit dem Rad da. Eine 6-er Gruppe (2 Deutsche Mitte 30, 1 Schweizer Mitte 30, 3 Inder – 2 davon ca. 60, 1 Mitte 30) ist seit 1 Monat gemeinsam unterwegs. Sie haben einander vorher nicht gekannt und sich über das Internet kennengelernt und wollen durch dieses Experiment rausfinden, wie eine bunt zusammengewürfelte Truppe in Extremsituationen funktioniert. Sie haben den Wakhan Korridor mit dem Rad gemacht (mit vielen Übernachtungen im Zelt in der Wildnis), mussten dabei natürlich immer auf den Schwächsten Rücksicht nehmen bzw. ihn unterstützen, damit die Gruppe vorwärts kam. Sie erzählen, dass mittlerweile die Zusammenarbeit so gut klappt, dass wenn immer jemand einen Platten hat, der Schlauchwechsel abläuft, wie ein Boxenstopp beim Formel 1 Rennen. Super Sache!

Ein weiterer Radler am Tisch ist Daniel aus Polen (ich schätze ihn auf ca. 40). Er kommt aus Stettin und hatte 2015 folgende verrückte Idee: Er möchte in jener Großstadt, die am weitesten von seiner Heimatstadt entfernt liegt und ebenfalls mit „S“ beginnt mit dem Rad starten und dann zurück nach Polen radeln. Und so kam es, dass er sein Rad für den Flug verpackte, nach Sydney flog und dort mit dem Radeln Richtung Stettin begann. Mit vielen Unterbrechungen – er arbeitet zwischendurch auch immer wieder – hat er mittlerweile ca. 50% des Weges geschafft. Sein Nickname auf WhatsApp (er ist natürlich auch in der Cycling East Gruppe) lautet DanTheManWithNoPlan – wie passend! Die Inder am Tisch fragen ihn, wie er das Radfahren in Indien empfunden hat (er war ein paar Monate mit dem Rad am Subkontinent unterwegs). Das Schlimmste an Indien war für ihn „the absolute lack of privacy“. Wann immer er wo hin kam, wurde er von Hunderten Leuten umringt, die ihn und sein Rad anfassten. Und einmal stellte er sein Zelt im Garten eines Hotels auf (nachdem er das Okay vom Hotel hatte) und lag dann im Zelt und las – da wurde doch glatt von aussen der Reißverschluss geöffnet und ein Inder steckte neugierig seinen Kopf ins Innere. Und noch eine Besonderheit aus Indien: die furchtbaren Hupen. Er erzählt, dass er oft durch wirklich schöne ruhige Gegenden geradelt ist, dann kommt ein Auto daher und der Fahrer hupt begeistert – ein furchtbar lautes Gedudel, das mindestens 5 Minuten anhält – er ist seit Indien halb derrisch.

Ich mag solche bunt zusammengewürfelte Runden von unkomplizierten Abenteurern mit verschiedenen Nationalitäten, wo jeder wilde, verrückte Geschichten zu erzählen hat und eines haben diese zufälligen Treffen gemein: sie finden immer an Orten statt, wo es absolut keinen Luxus gibt. Abenteuer und Luxus scheinen einander auszuschließen.

Und so ist der einzige Luxus in diesem homestay auf 4.000m Höhe der Anblick des wundervollen, durch keine Lichtverschmutzung beeinträchtigten Sternenhimmels, wenn man in der Nacht auf das WC, welches sich im Freien in einem Verschlag neben dem Kuhstall befindet, muss.

So, unser erster Radlertag auf 4.000hm steht bevor. Während ich am Abend vorher noch leichte Kopfschmerzen und Schwindel hatte, geht es mir jetzt sehr gut. Zum Frühstück gibts eine Schüssel mit Milchreis, dazu Brot, Butter und Kaffee. Wir verabschieden uns von der homestay-Betreiberin und den anderen Radlern, dann fahren wir noch zum Dorfbrunnen, um unsere Wasserflaschen aufzufüllen. Unser Ziel für heute ist die 110 km entfernte Stadt Murghab – wir müssen dabei über einen Pass und werden mit Anstieg und Gegenanstieg auf ca. 700hm kommen. Wir haben aber auch Zelt und Lebensmittel dabei, sollten wir die Distanz nicht schaffen (dazwischen gibt es keine Siedlung). Der Wettergott ist uns hold – Sonnenschein, strahlend blauer Himmel und Rückenwind! Los gehts!

Die Landschaft ist wirklich beeindruckend. Imposante Berge, soweit das Auge reicht. Die Strasse ist okay, ab und zu ein Schlagloch, aber damit kann ich leben. So gut wie kein Verkehr, das heisst ich kann in der Mitte der Strasse dahinflitzen. Karl zieht schon wieder davon – ich lass mir Zeit und fahr mein Tempo. Dann kommt die 1. Steigung: Puhh, mir geht gleich die Luft aus! Absteigen, schieben und alle 20 Schritte eine Verschnaufpause! Ich schnauf mich den Anstieg hoch – dann geht es wieder eben dahin. Mit Unterstützung durch den Rückenwind erreichen wir den Pass am frühen Nachmittag. Beide kämpfen wir mit der dünnen Luft. Jetzt ist es Zeit für eine Pause. Wir suchen uns einen windgeschützten Platz, essen ein paar Kekse und beobachten einen Konvoi von 4 LKW‘s, die sich dem Pass nähern. Da sie sehr viel Staub aufwirbeln, wollen wir warten, bis sie vorbei sind, bevor wir uns wieder in den Sattel schwingen. Die LKW-Fahrer in Fahrzeugen mit Aufschriften von Militzer und Münch/CH bzw. Angermayr aus dem Innviertel (alle mit tadschikischen Kennzeichen) winken uns freundlich zu. Nicht nur PKW’s, sondern auch abgeschriebene LKW’s aus Mitteleuropa leisten hier in Zentralasien noch wertvolle Dienste. Die Hälfte der Strecke haben wir fast geschafft – jetzt geht es nur noch bergab oder eben dahin.

Was für ein Genussradeln inmitten einer unglaublichen Bergwelt! Soweit es die Strasse zulässt, können wir die Räder einfach laufen lassen. Ca. 25 Kilometer vor Murghab kommt uns ein vollbepackter Reiseradler entgegen. Konrad, ein junger, sehr zarter Mann aus Halle an der Saale. Er will heute noch 50 km machen und dann noch Zelt aufbauen und kochen – hat dabei aber einen ordentlichen Anstieg mit Gegenwind zu bewältigen. Ich beneide ihn nicht. Er gibt uns dann noch einen Tipp bezüglich homestay in Murghab, dann geht es weiter. 15 Kilometer vor dem Ziel kommt noch einmal ein knackiger Anstieg – Karl ist ca. hundert Meter hinter mir und ich sehe, wie ein LKW neben ihm hält und der Fahrer mit ihm spricht. Dann fährt er weiter. Karl holt mich bald ein und erzählt mir, dass ihm der Fahrer angeboten hatte, uns bis Murghab mitzunehmen. „Und du hast abgelehnt – wie konntest du nur?“ „Es sind doch nur noch 15 Kilometer – das schaffen wir auch ohne Mitfahrgelegenheit.“ Die Steigung ist wirklich heftig – ich schnaufe und schiebe. Da werde ich von 2 Motorradfahrern (1 x Neuseeland, 1 x Deutschland) überholt, beide versuchen, mich mit einem „Daumen hoch“ zu motivieren – ich winke müde lächelnd zurück. Endlich gehts wieder bergab, aber jetzt wird’s richtig zäh. Die letzten 10 Kilometer ziehen sich dahin – ich spüre, wie sich bleierne Müdigkeit über mich legt. Irgendwann kommen wir zu dem homestay, das uns Konrad empfohlen hat – es liegt auf einer kleinen Anhöhe. Ich warte unten bei der Strasse, während Karl zum homestay rauffährt. Ich seh dann, wie er sich mit der Besitzerin unterhält und wie sie runter Richtung Zentrum zeigt. Nein, ich will jetzt nicht mehr weiterfahren – ich bin todmüde. Karl fährt wieder runter zu mir. „Sie hat nur 1 freies Bett. Aber es gibt noch ein anderes homestay im Zentrum. Dort sollen wir es versuchen.“ „Nein, wir nehmen das freie Bett und fragen sie, ob wir im Zimmer unsere Matte ausrollen dürfen – Schlafsack drauf und geht schon.“ „Dann frag du sie, ob das geht.“ sagt Karl. Ich lass das Rad bei der Strasse und geh rauf. Die Besitzerin, eine Kirgisin steht grad in der Küche und schnipselt Gemüse. Sie spricht ein bisschen Englisch. Ich frage sie, ob wir im Zimmer, in dem das freie Bett steht unsere Matte ausrollen dürfen, sodass wir beide einen Schlafplatz haben. Sie geht mit mir in das betreffende Zimmer – ein schneller Blick reicht: an einer Wand ist mehr als genug Platz für eine 80 x 200 cm Matte. Zwei weitere Betten in dem Raum sind bereits belegt von 2 sympathischen jungen Männern. „Hi guys, we are 2 persons and there is just 1 free bed in here. Do you mind if we put our mat here, so that we both have a place to sleep.“ „No problem, just go ahead“ meinen die beiden Geologen aus Amsterdam und einer stellt auch gleich seine Tasche woanders hin, sodass Platz für die Matte ist. Überglücklich, einen Platz zum Schlafen zu haben gehe ich raus zu Karl. Er hilft mir dann, mein Rad die kleine Steigung hochzuschieben (ich bin sooooo müde) und er erklärt sich galanterweise dazu bereit, mir das Bett zu überlassen.

Irgendwo dürften die homestay-Besitzer dann aber doch noch ein Bett aufgetrieben haben, denn während wir beim Abendessen sitzen, wird ein Bettgestell samt Matratze ins Zimmer gebracht und so kann zum Schluss jeder in einem Bett schlafen.

Beim Abendessen treffen wir dann auch Gerhard, einen deutschen Reiseradler, 55 Jahre alt. Er hat Job und Wohnung aufgegeben und lebt von Ersparnissen. Er ist jetzt schon längere Zeit in Zentralasien unterwegs, nachdem er zuvor durch Saudi Arabien, Oman, die Golfstaaten und den Iran geradelt ist. Und als nächstes Land plant er tatsächlich Afghanistan – er ist in einer Afghanistan Radreise WhatsApp Gruppe und meint, dass einige männliche Radler aus westlichen Ländern momentan im Land am Hindukusch unterwegs sind. Durch die WhatsApp Gruppe bekommt er wichtige Infos und er hat keine allzu großen Bedenken, das Land zu bereisen. Er erzählt ausserdem, dass er vor 2 Tagen 2 junge Österreicherinnen getroffen hat – sie sind im Februar mit dem Rad aus Österreich weggefahren und jetzt im Pamir unterwegs.

Die beiden holländischen Geologen, mit denen wir unser Zimmer teilen, sind mit einem in Duschanbe angemieteten Toyota Land Cruiser unterwegs. Sie interessieren sich primär für Höhlen und hoffen ausserdem, bei ihren geplanten Wandertouren durch die Berge Tadschikistans Marco Polo Schafe und eventuell auch einen Schneeleoparden (sehr scheu) zu treffen.

Der nächste Tag ist ein Rasttag (glücklicherweise hat Karl nix dagegen – ich hab schon befürchtet, dass er gleich die 120 km lange Strecke mit vielen Höhenmetern bis in die nächste Ortschaft – Karakul- machen will) – wir haben also Zeit, uns Murghab ein bisschen näher anzusehen. Was gleich auffällt: hier wohnen fast ausschliesslich ethnische Kirgisen. Die ca. 7000 Einwohner zählende Ortschaft in 3600m Höhe wirkt sehr arm – die staubige Haupteinkaufstrasse besteht aus Containern, in welchen man einfache Güter erwerben kann.

Da Karl ziemliche Probleme mit der dünnen Höhenluft hat, beschließen wir, uns für den nächsten Tag wieder motorisierte Unterstützung zu organisieren. Geplant ist folgendes: wir fahren mit einem Jeep rauf auf den 70 km entfernten Ak Baital Pass auf 4655m und von der Passhöhe radeln wir dann ca. 50 km nach Karakul auf 3900m, die nächste Ortschaft am Highway. So ersparen wir uns kräfteraubende 1000 Höhenmeter bergauf und schaffen es mit Sicherheit nach Karakul, wo es homestays gibt. Relativ rasch finden wir einen Mann mit Jeep, mit dem wir ausmachen, dass er uns am nächsten Tag um 09:00 von unserem homestay abholen soll. Am nächsten Morgen sind unsere Sachen rasch im Auto verstaut – die beiden Räder werden am Dachträger fixiert – Karl prüft noch mal, ob eh nix hin und her wackelt. Dann gehts rauf Richtung Passhöhe – zuerst noch auf relativ guter Asphaltstraße immer am chinesischen Grenzzaun entlang, dann allerdings wird’s immer steiler und die Asphaltstraße wird zu einer schlimmen Schotter/Sand – Buckelpiste. Bin ich froh, dass ich da nicht radeln muss! Auf der Passhöhe treffen wir noch 2 Schweizer auf ihren Rädern und ausserdem eine in Algerien lebende Salzburgerin, die mit ihrem kasachischen Partner im Jeep unterwegs ist. Sie freut sich riesig, eine Landsfrau zu treffen – sie ist jetzt schon einige Zeit in Zentralasien unterwegs und hat bis dato keine einzige Person aus Österreich getroffen. Das ist etwas, worüber ich mich auch immer wundere. Man trifft extrem viele Deutsche (auf mein Inserat auf der Reiseplattform haben sich ja auch ausschliesslich Deutsche gemeldet), Schweizer (weniger Einwohner als Österreich!), Holländer und Franzosen – aber wo sind die Österreicher? Sind die nicht abenteuerlustig genug, wollen auf den gewohnten Luxus nicht verzichten und wollen immer auf Nummer Sicher gehen? Machen die nur organisierte Reisen, All-Inclusive Urlaube und Kreuzfahrten? Ich weiss es nicht.

Die Räder werden auf der Passhöhe wieder vom Autodach geholt – Radtaschen rauf und los gehts runter Richtung Karakul. Die Strasse ist der reinste Horror – Waschbrett-Buckelpiste auf einem Sand/Schottergemisch!!! Man kann nicht beschleunigen und wird die ganze Zeit durchgerüttelt. Schon nach kurzer Zeit spüre ich ein Brennen im oberen Rücken – das kommt von der verkrampften Haltung am Rad. Nach ca. 16 Kilometer – wir brauchen dafür eine Ewigkeit -machen wir eine Pause am Straßenrand. „Also, wenn das so weitergeht, schaffe ich das heute nicht bis Karakul.“ sage ich. Karl meint, dass sicher bald Asphalt kommen wird. Sein Wort in Gottes Ohr! Und tatsächlich, ca. 200m später Asphalt – zwar nicht perfekt mit einigen Schlaglöchern, aber man kann beschleunigen. Dann kommt aber plötzlich Gegenwind und einige Steigungen – also zu früh gefreut. Irgendwann aber – es geht jetzt wirklich nur noch eben dahin oder bergab – dreht der Wind noch einmal und schiebt uns richtiggehend den Berg hinab. Die letzten 25 km unserer Tagesetappe sind wieder reinstes Fahrvergnügen – wir flitzen nur so dahin. Wir sind umgeben von schneebedeckten Sechs- und Siebentausendern, die Sonne scheint und dann sehen wir ihn: den Karakul (Schwarzer See) – majestätisch in dunklem blau liegt er da inmitten der Berge. Das ca. 300m entfernte Seeufer verläuft dann über längere Zeit parallel zu unserer Strasse – wir sehen, dass am Seeufer 2 Radfahrer unterwegs sind. „Aha, da gibt es auch einen Weg“ meint Karl. Der Seeweg mündet dann aber irgendwann in die Asphaltstraße, die wir entlangfahren und kurz bevor wir zu dieser Einmündung kommen, erreichen auch die 2 Radfahrer die Asphaltstraße. Und was dann folgt, ist ein Bild für Götter. Die 2 Männer stellen ihre voll bepackten Räder ab, fallen auf die Knie, beugen sich nach vor und küssen den Asphalt. Wir haben Augen gemacht! Sie schauen wirklich fertig aus – „Hi guys. You look as if you would come right out of hell.“ begrüße ich die beiden. Sie scheinen in meinem Alter zu sein. Beide sehr dünn – einer extrem gross, sicher 2 m. Der Lange antwortet auf Englisch, dass sie durch das extrem abgeschiedene Batang Valley rauf zum See gefahren sind und dass es megaanstrengend war. Nach seinem 2. Satz denk ich mir: „Das ist ein Österreicher oder Deutscher“. Der Akzent und wie er „the“ ausspricht, nämlich als „se“, das ist typisch für Österreicher und Deutsche, die irgendwann in der Schule Englisch gelernt haben und es dann selten bis nie gebraucht haben. Ein Blick auf seine Ortlieb-Radtaschen und sein Hemd von Maier Sports, einem schwäbischen Hersteller macht mich sicher. „Wir können uns auch auf Deutsch unterhalten“ sage ich. Kurzer, irritierter Blick – dann sagt er: „Ja, wir sind Deutsche. Woher kommt ihr?“ „Bayern“ – ich deute auf Karl und „Österreich“. Wieder keine Österreicher, denk ich mir.

Wir haben dann nur noch ein paar Kilometer bis in den Ort Karakul, wo wir noch ein polnisches Radfahrerpaar treffen, das vergangene Nacht in einer aufgelassenen Karawanserei geschlafen hat – soll sehr cool gewesen sein.

Wir finden recht schnell ein homestay mit freien Betten – Dusche gibt es keine und das WC ist ein Verschlag im Hinterhof (das heisst, ich werde in der Nacht wieder den Sternenhimmel bewundern dürfen, wenn ich pinkeln muss). Die kirgisischen homestay Betreiber sind sehr nett – sie haben 3 Töchter mit 12, 10 und 4 Jahren und einen Sohn mit 2. Die 10 jährige ist sehr quirlig und spricht etwas Englisch. Die älteren Töchter helfen fleissig mit beim Servieren und Abservieren – es gibt eine feine Gemüsesuppe mit Reiseinlage, selbstgebackenes Fladenbrot und ausgezeichnet schmeckende Yakbutter. Und als Dessert ein Schälchen mit eingelegten sauren Kirschen – uj, da muss ich schnell sein, sonst isst mir Karl alles weg!!

Nach dem Abendessen merke ich, dass ich den ärgsten Muskelkater (Oberschenkelvorderseite) habe – ausserdem eine Blase zwischen Daumen und Zeigefinger (ich hab mich die ganze Zeit am Lenker festgekrallt) – Souvenirs der schrecklichen Buckelpiste von heute. Das Brennen im oberen Rücken ist verschwunden.

Da ich sicher bin, dass der Muskelkater am nächsten Tag noch nicht verschwunden sein wird, beschließen wir auch hier einen Rasttag. In dem auf 3900m gelegenen Ort Karakul – bettelarm – weit weg von den nächsten Orten (120km über den 4655m hohen Ak Baital Pass nach Murghab bzw. 100km über den 4250m hohen Kyzyl-Art Pass nach Sary Tash in Kirgistan) hat man das Gefühl, am Ende der Welt angekommen zu sein. Hier gibts absolut nichts. Ein kleines Magazin, wo wir einen Touristen treffen und kaum glauben können, was wir sehen. Als ob man einen Paradiesvogel am Ende der Welt inmitten von Staub und Steinen ausgesetzt hat. Der ca. 50 jährige Typ trägt grell gelbe Sportschuhe, ein grell grünes Shirt mit dazupassender kurzer Hose – als ob er sich gerade aus einem hippen Fitnessclub in Manhattan hierher gebeamt hätte. Er wirkt völlig deplatziert. Was macht der da???

Am Rasttag (mein Muskelkater ist noch immer heftig zu spüren) machen wir einen kleinen Spaziergang am Karakulsee. Der Salzsee ist höher gelegen als der Titicacasee, an Schwimmen ist nicht zu denken – er ist ziemlich kalt und die ganze Zeit weht frischer Wind – ein Paradies für Segler und Kitesurfer (man sieht aber niemanden am Wasser). Tatsächlich fand hier zwischen 2014 und 2018 die „Roof of the World Regatta“ statt – der höchstgelegene Segel- und Kitesurfbewerb inmitten von spektakulärem Bergpanorama.

Am nächsten Tag planen wir, die Grenze nach Kirgistan zu überschreiten und dort dann weiter zu radeln. Zwischen Tadschikistan und Kirgistan gibt es Grenzstreitigkeiten (letztes Jahr gab es deswegen ein paar Hundert tote Soldaten) – der Grenzübergang am Kyzyl-Art Pass, den wir benutzen werden war lange Zeit komplett gesperrt, jetzt ist er ausschliesslich für Touristen geöffnet. Man kann die Grenze aber nicht einfach passieren (auch wenn man als EU Bürger bis zu 30 Tage ohne Visum im Kirgistan bleiben kann), sondern man muss im Vorfeld eine mail an die kirgisische Regierung senden mit der Info, dass man beabsichtigt, über diesen Grenzübergang ein- oder auszureisen (dazu ungefährer Zeitpunkt der Ein/Ausreise und Foto des Reisepasses). Dann kommt man auf eine Liste, die am Grenzübergang aufliegt – ist man nicht auf der Liste, wird einem der Grenzübertritt verweigert. Wir haben diese mail an die Regierung bereits vor einer Woche geschickt und die Rückbestätigung bekommen, dass wir bereits auf der Liste stehen.

Am nächsten Morgen noch einmal Frühstück im homestay. Es gibt Griesskoch, selbstgemachtes Fladenbrot und Yakbutter. Hier in Karakul haben wir ausser der Yakbutter ausschliesslich vegane Gerichte bekommen, alle sehr gut zubereitet. Ich frage mich eh, wie man in dieser lebensfeindlichen Umgebung (kein Obst, kein Gemüse – der nächste Ort mindestens 100km entfernt) überhaupt überleben kann – im Winter, der hier 9 Monate dauert, ist es noch einmal schwieriger.

Die Mädchen der homestay Familie sind ursüss – sie kommen in der Früh in mein Zimmer und schauen mir neugierig zu, wie ich mir die Haare kämme und dann zu einem Pferdeschwanz zusammenbinde. Dann kommt die 10 jährige, quirlige Fatima her, berührt meine Haare und sagt: „Very good!“ Ich berühre daraufhin ihren langen, schwarzen Zopf und sage:“Very good too!“ Lautes Gekicher der Mädchen.

Der Grenzübergang liegt wie gesagt auf einer Passhöhe und wir beschließen – so wie bereits beim Ak Baital Pass – uns mit einem Jeep auf die Passhöhe raufbringen zu lassen und erst dann mit dem Radeln zu beginnen. Bis zur nächsten Ortschaft Sary-Tash in Kirgisien sind es dann noch immer über 50km – das reicht für einen Tag.

Unser homestay Besitzer hat einen Jeep – wir haben noch einige tadschikische Somoni übrig – der Deal steht: wir geben ihm unsere restlichen Somoni, dafür bringt er uns rauf auf den Pass. Schnell sind die Räder am Dachträger fixiert und die Radtaschen im Wageninneren verstaut, noch einmal den süßen Mädchen zugewunken und schon gehts los. Auch hier am Anfang wieder ganz passable Straßen, je näher wir dem Pass kommen, desto katastrophaler der Untergrund. Nie und nimmer möchte ich mich hier mit dem Rad raufquälen müssen! Die letzten 200 m vor dem Pass sind so steil und wild: hier müsste man die Radtaschen runternehmen und gesondert rauftragen.

Oben am Pass angekommen sehen wir bereits eine Menge tadschikischer Soldaten. Karl hat mit seinem Handy in Richtung tadschikischer Grenzstation fotografiert – so schnell konnte er gar nicht schauen, war ein Soldat da und er musste das Foto wieder löschen.

So, jetzt die Räder wieder runter vom Dachträger, die Taschen anbringen, Buff und Handschuhe anziehen (hier ist es saukalt) und dann schieben wir die Räder Richtung Grenzstation. Dort stehen 3 Aussies mit ihren Motorrädern. Einer zeigt auf uns beide und fragt: „So, whose idea was it, to cycle this absolute insane highway?“ „It was mine.“ antworte ich. Er mustert mich von oben bis unten und meint grinsend: „That‘s what I thought anyway. Crazy woman.“ Die 3 kommen grad aus Kirgistan und warnen uns, weil der 1. Teil der uns bevorstehenden Etappe ziemlich heftig sein soll. Sie sagen auch, dass sie alle Radfahrer bewundern, die sich diesen Höllentrip antun.

Anschließend zur Passkontrolle: wir werden in ein Zimmer gebeten, dort sitzt ein Obermacho in Zivilkleidung, lässig eine Zigarette im Mundwinkel. Kein Computer – langsam trägt er unsere Personalien in ein dickes Heft ein. Dann dürfen wir weiter.

Nach weiteren 100m wird unser Gepäck kontrolliert. Ein sehr junger Soldat in zerschliessener Uniform mit Flip-Flops an den Füssen kommt zu mir. „Open please“. Ich fange mit der Top Rack Tasche an – da habe ich die Campingsachen und Lebensmittel drinnen. Ganz oben liegt eine grosse Packung Kekse – ich sehe , wie er große Augen bekommt und frag ihn, ob er sie haben will. „Yes please“ und schon wechseln die Kekse den Besitzer. Darunter 4 Packungen Instant Nudeln – ich gebe ihm 2 Packungen, er ist überglücklich und zieht mit seiner Beute ab. Sein Mittagessen ist gesichert und die restlichen Taschen interessieren ihn nicht mehr.

Das ganze erinnert mich sehr an Geschäftsreisen in die Tschechoslowakei zu kommunistischen Zeiten. An der Grenze konnte es ewig lang dauern und Schikane durch tschechoslowakische Grenzbeamte gehörte zur Tagesordnung. Als Normalsterblicher ist man in der CSSR nicht an Bananen gekommen. Also habe ich immer mindestens 10kg Bananen im Kofferraum dabei gehabt und siehe da, die Wartezeit an der Grenze hat sich drastisch verringert.

So, das war jetzt ein urlanger Blogbeitrag (obwohl ich über vieles gar nicht berichtet habe). Bin jetzt schon seit ein paar Tagen in Kirgistan – dazu mehr im nächsten Beitrag.

Am Fluss Panj – Afghanistan befindet sich auf der anderen Seite

Ein für Zentralasien typischer Tapchan (Tagesbett) auf welchem man isst oder …

schläft (hier ein eher untypischer gemauerter Tapchan)

Das hier ist die edle Variante im Stadtpark von Korogh.

Schulbus in Khorog. Der Kirgise daneben trägt eine typisch kirgisische Kopfbedeckung.

Blick rüber nach Afghanistan

Hirtenfamilie auf 4300m Höhe

Dieser Hirte freut sich über ein paar Zigaretten

Full House im homestay in Alichur

Unser Zimmer im homestay

Das WC im homestay in Alichur

Am Brunnen füllen wir unsere Wasserflaschen auf, bevor es losgeht mit dem Radeln

Jetzt geht es los Richtung Osten

Vorbei an einer Jurte, wo man auch übernachten könnte

Endlich im homestay in Murghab

Bei einer netten kirgisischen Familie

Gibts was Leckeres zum Essen.

Süße kirgisische Mädchen in Murghob

Karl prüft, ob die Räder eh gut fixiert sind

Am Ak Baital Pass auf 4655m treffen wir eine Salzburgerin mit ihrem kasachischen Freund und 2 Schweizer Radler

Weiter gehts auf Schotter

Vorbei an einer Jurte, in der man übernachten kann. Im Bild die hübsche kirgisische Jurtenbesitzerin mit ihren 3- und 4-jährigen Söhnen.

Wir nähern uns dem Karakul-See.

Und finden ein homestay.

Backofen und WC im homestay

Tom aus Holland und Julien aus Frankreich auf Radweltreise