Montag und Dienstag in dieser Woche war kein Radfahrwetter (Regen am Montag und starker Wind am Dienstag) – gut, dass ich ohnehin Rasttage brauchte und auch einiges in Salerno zu erledigen hatte. Montag ging’s gleich nach dem Frühstück mit einer Tasche voll Schmutzwäsche in die Self Service Lavanderia und 90 Minuten später hatte ich frisch gewaschene und wohlriechende Wäsche – was für ein angenehmes Gefühl.
Ich habe schon in einem meiner früheren Beiträge von Brigitte, der Schweizerin, die seit November im südlichen Afrika mit dem Rad unterwegs ist, berichtet. Sie liest auch meinen blog und hat auf meinen letztwöchigen Eintrag (Waschtag steht bevor) zurückgeschrieben, dass auch sie an diesem Tag Waschtag hat. Daraufhin hab ich sie gefragt, wie sie das macht: ob sie auch in eine laundry geht oder einfach im Fluss die Wäsche wäscht (sie ist momentan im namibisch-angolanischen Grenzgebiet). Darauf hat sie gemeint: Hatte einen Kübel…und viel Duft hineingemischt. Ja, so geht es natürlich auch!
Die 2. und viel wichtigere Sache, die zu erledigen war: ein Service für das bici. Es gab in der Nähe des Hotels eine Radwerkstatt mit guten Bewertungen – also nix wie hin. Dienstag Vormittag konnte ich es schon wieder abholen – komplett gereinigt und bereit für die vielen Bergetappen, die mich diese Woche erwarteten.
Am Mittwoch startete ich bei Sonnenschein und Windstille und weiter ging es Richtung Süden am Tyrrhenischen Meer entlang. Zuerst fährt man noch eine ganze Weile am lungomare – das ist immer ein sehr angenehmes und entspanntes Radfahren bevor ich dann auf der Bundesstraße weiter radelte, aber auch dort war der Verkehr erträglich. Solange nicht Unmengen an LKW‘s an mir vorbeibrettern, ist mir der Verkehr mittlerweile ziemlich egal.
Südlich von Salerno kam ich durch eher häßliche Gemeinden mit viel Müll neben der Fahrbahn und auch mit Straßenstrich. Die Damen in extrem hohen Plateaustiefeln und super kurzen Röckchen warteten auf Freier und so manches Geschäft wurde auf einem der weniger einsehbaren Parkplätze, versteckt hinter Büschen, gleich abgewickelt. Es gab entlang der Straße aber auch grindig wirkende Absteigen, die sicherlich auch einen Quickie-Check In anbieten.
Dann ging es mehr oder weniger von einem Strand zum nächsten, vorbei an (noch geschlossenen) Luxushotels – und auch das war wieder Genussradeln pur. Auf einem der Strände stand ein VW Bus mit UK Kennzeichen – 4 girlies saßen in der Sonne und haben Gitarre gespielt. Sie sind der Kälte Großbritanniens entflohen und befanden sich auf dem Weg nach Sizilien. Zum Großteil campieren sie wild – die meisten Campingplätze sind noch geschlossen – und genießen das Dolce Vita. Sie fanden es sehr cool, dass ich mit dem Rad so weit fahre.
Neben den Fahrten direkt am Meer standen diese Woche auch viele Höhenmeter am Programm. Um die einzelnen Orte am Meer zu erreichen, muss man über nicht all zu hohe Berge, aber in Summe kam eine beachtliche Zahl an Höhenmetern zusammen (insgesamt 3800 bei 320 gefahrenen km in 5 Tagen). Und dabei waren durchaus knackige Anstiege zu bewältigen – teilweise war es so steil, dass ich mich auch beim Schieben wirklich plagen musste, um das Rad mitsamt Packtaschen über den Berg zu bekommen. Und bei den Fahrten ins Tal wurden die Bremsen ordentlich beansprucht.
Eine unangenehme, tierische Begegnung hatte ich auf einer Nebenstraße: Ein laut bellender, aggressiver Hund kam mir entgegen. Mein 1. Gedanke: Ich hätte mich doch schon vor der Reise nach Italien gegen Tollwut impfen lassen sollen – geplant ist diese Impfung erst für Mitte/Ende März, wenn ich wieder in Österreich bin und bevor es weiter geht nach Asien. In so einem Fall heisst es Gas geben: also Gang raufschalten und ordentlich strampeln. Dieses Vieh hat tatsächlich versucht, mich ins Wadl zu beißen – hat es aber nicht geschafft, weil ich mit einem Karacho dahingefetzt bin, dass er mich nicht fassen konnte. Er ist dann noch einige Meter hinter mir hergelaufen und hat dann irgendwann aufgegeben.
Wenn man täglich 60 – 70 km in den Süden fährt, merkt man auch die langsame Veränderung in der Natur. Jeden Tag sieht man mehr blühende Sträucher, Bäume und Blumen, die Vogerl zwitschern – ja, mittlerweile bin ich im Frühling angekommen. Außerdem sieht man auch sehr viele Olivenbäume und bei einigen Bauernhäusern, die ich bei den Bergetappen passiere, hängt eine Tafel „Olivenöl zu verkaufen“. An den Berghängen sind Schaf- oder Ziegenherden, bewacht von Hunden und/oder Hirten zu beobachten.
Diese Woche habe ich immer in B+B‘s übernachtet und eines davon will ich unbedingt hervorheben: das Zia Yaya in Maratea. Fantastische, ruhige Lage direkt am Meer (nur Meeresrauschen und Vogelgezwitscher) alles ist extrem liebevoll gestaltet und die Besitzerin, Maria Rosaria ist ein wahrer Schatz. Gleich bei der Ankunft am Nachmittag gab es Espresso (ich hätte natürlich auch einen anderen Kaffee haben können), Mineralwasser und Cantuccini. Am nächsten Morgen das Frühstück auf der Terrasse über dem Meer: Rührei, 3 Scheiben frisch getoastetes Schwarzbrot, Prosciutto + 3 verschiedene Käsesorten, Crostini mit sonnengereiften Tomaten, 1 Cornetto (Croissant), 1 Riesenstück selbstgemachter, flaumiger Kuchen, Joghurt, Obst, Fruchtsaft, Kaffee. Als ich sie fragte, wer das essen soll, hat Maria nur gemeint: du hast gestern nichts zu Abend gegessen (womit sie recht hatte) und heute willst du 70 km fahren. Und ich habe wirklich fast alles aufgegessen – es hat so lecker geschmeckt. Und mein Fahrrad, das auf ihrer Terrasse (im Erdgeschoss) übernachtet hatte, hat sie mit einem Badetuch zugedeckt. So aufmerksam!
Das Frühstück ist auch deswegen eine Erwähnung wert, weil das typisch italienische Frühstück aus 1 Cornetto und Kaffee besteht und in manchen Unterkünften bekommt man auch nicht mehr.
Ich bin jetzt seit gut 5 Wochen unterwegs und es hat so ein Flow eingesetzt: weiter, immer weiter…. Ich weiss, was ich mir zutrauen kann, 70km und 1000 Höhenmeter pro Tag sind leicht zu bewältigen – es ist alles easy.
Seit heute bin ich in Amantea, wo ich in einem schönen 4 Stern Hotel direkt am Meer mit Blick auf den rauchenden Stromboli untergebracht bin und gönne mir 1 oder 2 Faulenzertage (ein gutes Buch, was Leckeres am Teller und zum Abschluss ein Eis – la vita è bella)
karin fennes sagt:
das Madl mit dem strammen Wadl…. schön dem Strand entlang in den Frühling eintauchen…. genieß es!
Happy Valentine 💐
karin
14.02.2022 — 6:57 am
Monika sagt:
Danke Karin! Auch dir einen schönen Valentinstag. Ich werde heute faulenzen und dem Stromboli beim Rauchen zusehen. Monika
14.02.2022 — 8:10 am
karin fennes sagt:
das klingt nach einer sehr guten Idee…. 🌋
ich setz mich ein Weilchen zu dir 😉
14.02.2022 — 9:29 am
Monika sagt:
👍
14.02.2022 — 9:44 am
karin fennes sagt:
das klingt nach einer sehr guten Idee…. 🌋
ich setz mich ein Weilchen zu dir 😉
14.02.2022 — 9:29 am
Edda sagt:
Vom zugedeckten Fahrrad hätte ich zu gerne ei Foto gesehen 😉
Lass es Dir weiterhin gut gehen
16.02.2022 — 3:04 pm
Monika sagt:
Ich habe leider verabsäumt, es zu fotografieren 🙁 Lg, Monika
16.02.2022 — 4:09 pm
Markus Radosztics sagt:
Liebe Monika,
ich habe endlich über Richard den Link von deinem Rad-Blog bekommen und freue mich, dass es dir gut geht und du schon sehr weit gekommen bist. Nur zur Erinnerung: wir haben im Herbst gemeinsam in Wien den Rad-Workshop absolviert. 🙂
Da ich ja selbst viel mit dem Rad um die Welt reise (heuer warten fast 3.000 km in Frankreich, Spanien und Portugal auf mich), kann ich mich sehr gut in deine Situation reinversetzen und bin schon sehr auf deine nächsten Abenteuer gespannt…
Markus, der dir fest die Daumen drückt, dass du das Erlernte Wissen beim Workshop so wenig wie möglich in der Praxis testen musst… 🙂
20.02.2022 — 11:56 am
Monika sagt:
Hallo Markus,
Schön von dir zu lesen. Ich kann mich an dich erinnern – du hast beim Workshop alles fleissig auf Video festgehalten. Ich hoffe auch, dass ich das Erlernte nicht brauchen werde – es ist aber gut zu wissen, dass man sich schlimmstenfalls selbst helfen kann.
Ich wünsche dir auch viele schöne Radl-Erlebnisse 🙂
Liebe Grüße von der „Zehenspitze“ Italiens (Villa San Giovanni)
Monika
20.02.2022 — 6:44 pm